Jusos Rhein-Neckar

Jusos Rhein-Neckar

Aktionsbericht: "Dresden nazifrei 2011"

Veröffentlicht am 01.03.2011 in Jusos in Aktion
 


Link

Jedes Jahr versuchen Nazis Mitte Februar die Bombardierung Dresdens vom 13. bis 15. Februar 1945 für sich unter dem Vorwand eines „Trauermarsches“ zu instrumentalisieren und Dresden zum Schauplatz des größten Nazi-Aufmarsches unserer Zeit zu verwandeln. Nach einem Urteil des Dresdner Verwaltungsgerichts hätte die Polizei den Neonazi-Aufmarsch schon im letzten Jahr, am 13. Februar 2010, in der sächsischen Landeshauptstadt durchsetzen müssen. Unter diesen Vorzeichen musste man dieses Jahr wieder mit einigen Tausend Nazis rechnen, die drei abgemeldeten Kundgebungsorte anstreben würden.

Unter dem Motto „no pasaran“ stand die Aktion „Dresden nazifrei“, einem breiten Bündnis von AntifaschistInnen und DemokratInnen mit dem Ziel den Aufmarsch der Nazis in Dresden zu verhindern. So verließen in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar zwei Busse des antifaschistischen Aktionsbündnisses „Dresden nazifrei – Heidelberg nimmt Platz“, an dem auch Genossen der SJD – die Falken und der Jusos Heidelberg beteiligt waren, Heidelberg in der Nähe der Stadtbücherei gen Dresden.

Kaum in der Nähe des Zieles wurde allerdings die gesamte süddeutsche Busskolonne (Bayern und BaWü) bereits aufgehalten: Die knapp 25 Busse umfassende Gruppe musste anhalten und bereits auf der Autobahnausfahrt war schon aussteigen angesagt. In der Folge waren die AktivistInnen gezwungen, einen mehr als 8 Kilometer langen Fußmarsch zu leisten, was aber angesichts der Temperaturen von teilweise unter 0 Grad Celsius zum Warmhalten gut half.

Am Ende dieser Reise stand einmal mehr die Polizei:
Bereits die gesamte Zeit von mehreren Hubschraubern der Bundespolizei beobachtet, wurde der BaWü-Finger, inzwischen in der Stadt angelangt, von der Polizei endlich in die Mangel genommen:
Die Polizei, in der Reichenbachstraße wie aus dem Boden schießende Disteln urplötzlich vor Ort, hatte sich ehrgeizige Ziele gesteckt. Eine erste Straßenblockade der Polizei wirkte zwar noch sehr halbherzig und wurde schnell durchbrochen und überwunden, war aber wohl von Anfang an nicht mehr als eine Farce gewesen. Schnell stellte sich heraus, dass eine weitere Polizeikette wartete den Kessel zu schließen. Eine geschlossene Polizeiblockade vor und eine wieder geschlossene hinter sich und aus der Seitenstraße kommender Sprühregen von Pfefferspray bedeuteten nicht nur, dass einige Demonstranten mit dem Auswaschen ihrer Augen beschäftigt waren, sondern auch einen gut gelungenen Polizeikessel. Auf einem von Häusern umgebenen Hinterhof zusammengetrieben, war der erste Misserfolg der DemonstrantInnen augenscheinlich, auch deswegen weil die Polizei von der Freiheit ihrer Gefangenen nur bedingt viel hielt. Die aufgefahrenen Wasserwerfer der Polizei kamen glücklicherweise angesichts der Temperaturen nicht zum Einsatz, obwohl dies in anderen Teilen der Stadt anders gehalten wurde.

Um das Polizeiaufgebot an dieser Stelle wieder verringern zu können war der Versuch seitens der Polizei die Demonstranten mit anderen Gruppen zusammenzuführen nur konsequent. Dies gelang auch bedingt, beinhaltete für die Bezugsgruppe der Jusos aus Heidelberg aber gleichzeitig die Möglichkeit zu einem der Blockadepunkte zu gelangen. Die wegen der Nähe zum Hauptbahnhof und den Gleisen strategisch wichtige Blockade an der Kreuzung der Franklin- und Strehlenerstraße hielt bis zuletzt. Die Heidelberger Jusos verharrten hier bis zur Auflösung der Blockade am frühen Abend. Zum Glück der Beteiligten halfen Falken-Gruppenspiele und eine hergezauberte Volxküche die Zeit zu überbrücken und vor allen Dingen der Eiseskälte zu trotzen. Lediglich gegen Nachmittag auftauchende Tendenzen seitens der Polizei, die Blockade doch noch zu räumen, trübten das Bild angesichts des Umstandes, dass der Polizei der Hinweis, von den Demonstranten gehe keinerlei Eskalation aus, egal war.

Alles in Allem ist der friedliche Erfolg zu betonen. Der Nazi-Aufmarsch wurde erneut verhindert!
Das Motto und Ziel wurde erreicht – no han pasado! So mussten die Nazis, der selbsternannte „nationale Widerstand“, sich dem emanzipierten Widerstand geschlagen geben. Einige Nazis versuchten in der Folge schnellstmöglich nach Leipzig zu gelangen, um dort doch noch zu marschieren. Es kam zu Gewalt, die Nazis konnten dort den Bahnhof nicht verlassen. Spontan versammelten sich auch dort über 300 antifaschistische GegendemonstrantInnen.

Die Beteiligten der Jusos und Falken aus Heidelberg kamen allesamt wohlauf wieder nach Hause. Ein besonderer Dank geht an alle, die sich aktiv am Aktionsbündnis beteiligten und in die Organisation involviert waren und Verantwortung übernahmen.

Allen von Repression Betroffenen gilt auch nach unserer Rückkehr unsere Solidarität und Unterstützung! Der Widerstand gegen Nazis bleibt legitim und lässt sich nicht kriminalisieren!

 

Homepage Jusos Heidelberg