Jusos Rhein-Neckar

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Rede zur Schulsozialarbeit in Schriesheim

Veröffentlicht am 18.12.2012 in Gemeindenachrichten
 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sehr verehrte Damen und Herren,
wie bereits vor 9 Monaten steht die SPD voll hinter dem Antrag der Einstellung eines Schulsozialarbeiters bzw. einer Schulsozialarbeiterin. Bereits damals haben wir darauf hingewiesen, dass es zeitlich für die eine Stelle des Jugendsozialarbeiter nicht möglich ist dies zusätzlich zu seinem eigentlichen Aufgabenfeld zu leisten.

Wichtig für die Schulsozialarbeit ist nun mal die Präsenz vor Ort. Es muss eine Anlaufstelle im Schulzentrum geben an die die Schüler sich bei Problemen und Fragen wenden können. Ein eigener Raum, der regelmäßig besetzt sein sollte. Sehr dankbar und froh sind wir deshalb auch, dass hier von der Realschule initiativ bereits einen Vorschlag unterbreitet wurde bzw ein Raum angeboten wurden.
In den beiliegenden Stellungsnahmen wird die Stelle eines Schulsozialarbeit durchweg von allen Organisationen und Einrichtungen befürwortet und gewünscht. Es werden bereits sehr konkrete Tätigkeitsfelder (wie Streitschlichter, Einführung eines Klassenrats in der Unterstufe etc.) aufgeführt, was den Bedarf der Stelle nochmal deutlich unterstreichen sollte! Auch unser Landrat Stefan Dallinger wies darauf hin, dass Schulsozialarbeit den Schülerinnen und Schülern bei täglichen Konflikten hilft und somit den Schritt ins Berufsleben erleichtert.
Wir haben im März ebenfalls darauf hingewiesen, dass es falsch ist die Stelle des offenen Jugendsozialarbeiters so zu konzipieren, dass er auch die Schulsozialarbeit mit leistet. Das ist für 1 Stelle einfach nicht machbar und so musste die offene Jugendsozialarbeit in Schriesheim in den vergangenen Jahren immer unter dieser Fehlkonzeption leiden. Bestätigt werden wir nun durch die Stellungnahme des scheidenden Jugendsozialarbeiters Joachim Lautenschläger, der darauf hinweist, dass das Aufgabenfeld zu weit gestreut ist und daher eine Konzentration auf ein Handlungsfeld nicht möglich ist.
Die zwei Arbeitsbereiche Schulsozialarbeit und offene Jugendarbeit bilden idealerweise zwei Bestandteile einer vernetzten, fachlich differenzierten Jugendpflege.
Der Jugendgemeinderat weist in seiner Stellungnahme nochmal ausführlich darauf hin, dass Schriesheim, sowohl einen Schul- als auch einen offenen Jugendsozialarbeiter braucht. Zum einen für die Betreuung des JGR, aber auch um ein Angebot für Jugendliche außerhalb der Schule zu schaffen, die nicht in Vereinen aktiv sind.
Vorteile einer Trennung sind, dass unterschiedliche Zielgruppen erreicht werden können. So kann ein Schulsozialarbeiter mit Präsenz vor Ort die Schüler/innen wesentlich breiter und intensiver erreichen, während ein Jugendsozialarbeiter z.B. auch schulentlassene Jugendliche erreichen kann.
Es können gezielt in beiden Bereichen unterschiedliche Methoden angewendet werden. Der Jugendsozialarbeiter kann z.B. von psycholsozialer Hilfestellung entlastet werden und kann sich auf präventive, soziokulturelle, partizipative, jugendkulturelle und freiwillige Angebote im Freizeitbereich konzentrieren.
Die Schulsozialarbeit hingegen muss den Freizeitbereich nicht abdecken und kann sich auf die bereits genannten Aufgabenfelder in der Schule konzentrieren. Angemerkt sei auch, dass Jugendliche im Freizeitbereich in bestimmten Situationen ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen als in der Schule.
Hier können sich die zwei Stellen ergänzen und im Zweifel auch immer einen weiteren Ansprechpartner vom Fach haben, um sich bei schwierigen Situationen und Fällen noch einmal eine zweite fachliche Meinung einzuholen.
In den vergangenen Jahren hab es in der Jugendsozialarbeit in Schriesheim (zu) viele Wechsel. Jugendsozialarbeit/innen kamen und gingen. So kann keine erfolgreiche Jugendsozialarbeit entstehen. Diese braucht Kontinuität und Zeit, die Jugendlichen und Strukturen vor Ort kennen zu lernen, Vertrauen zu bilden. Die Schlussfolgerung aus den ständigen Personalwechseln darf aber nicht sein, den Bedarf offener Jugendsozialarbeit an sich in Frage zu stellen. Im vergangenen Jahrzehnt wurde ein gutes Fundament für die offene Jugendsozialarbeit aufgebaut. Es wurden Konzepte erarbeitet – die allerdings konsequenter umgesetzt werden müssen – und es steht mit dem Jugendkulturzentrum auf dem Push-Gelände ein Gebäude zur Verfügung, das zu diesem Zwecke mit viel ehrenamtlichem Engagement errichtet wurde. Hier wurden auch Gelder vom Land gewährt, die an den Zweck der offenen Jugendarbeit gebunden sind und bei Streichung der Stelle möglicherweise zurückgezahlt werden müssten.

Es ist absolut korrekt, dass wir in Schriesheim ein sehr gute Vereinsstruktur und damit einhergehend eine ebenso gute Jugendarbeit in vielen Vereinen haben. Diese kann aber nicht die offene Jugendsozialarbeit ersetzen, die sich auch und gerade um die Jugendlichen kümmern soll, die nicht in Vereinen aktiv sind und/oder sich in schwierigen Lebenssituationen befinden.
Diese Arbeit müssen ausgebildetet Fachkräfte übernehmen. Sie darf nicht auf Ehrenamtliche abgewälzt werden! Jetzt die Stelle der offenen Jugendsozialarbeit zu streichen wäre ein Schritt in die falsche Richtung.
Ganz im Gegenteil müssen die Synergien zwischen Schulsozialarbeit und offener Jugendarbeit ausgenutzt werden. Die beiden Stellen können sich wunderbar ergänzen und somit eine Kontinuität schaffen, die Voraussetzung für eine gute und erfolgreiche Sozialarbeit für Kinder und Jugendliche in Schriesheim ist!

Marco Ginal für die Jusos Schriesheim-Dossenheim

 

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